Zusammenfassung
So lauten die ersten Zeilen des Gedichtes von Goethe, das betitelt ist „Der Regenbogen“. Eine Beschäftigung mit dem Regenbogen in der Malerei wie die vorliegende Studie aber gleicht einer Gratwanderung zwischen den Gebieten verschiedener Wissenschaften: der physikalischen und physiologischen Optik, der Farbenästhetik, der Kunstgeschichte und sogar der recht esoterischen Symbollehre der mittelalterlichen Kirche. Solche Grenzbegehungen können oft recht nützlich und ertragreich sein. Da sich de Autor nur auf einem Gebiet, dem naturwissenschaftlichen, als zuständig erklären kann, ergibt sich aber, daß der Aufsatz keine abgeschlossene Arbeit darstellt, sondern nur die kompetenten Persönlichkeiten der anderen Seiten anregen möchte, ebenfalls über die angeschnittenen Probleme nachzudenken und sich zu äußern. Die im Text erwähnten Bildbeispiele können natürlich nur Andeutungen und Anregungen geben und sind bei weitem nicht erschöpfend. Ich bemühte mich, sie auf allgemeiner bekannte oder zugängliche Bilder zu beschränken. Schöner wäre es, den Aufsatz mit einem farbig gedruckten Bilderanhang zu versehen!
„Grau und trüb und immer trüber kommt ein Wetter angezogen. Blitz und Donner sind vorüber: Euch erquickt ein Regenbogen ...“
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Referenzen
Vgl. Karl Löber: Das Bildwerk der evangelischen Stadtkirche zu Haiger. Dill-Ztg. März/Juni 1954, auch als Sonderdruck, 20 S. (Abb, d, Christus S. 11).
Vgl. G. Hellmann: Neudrucke von Schriften und Karten über Meteorologie und Erdmagnetismus. Nr. 14: Meteorologische Optik 1000–1836. Berlin 1902.
Wiedemann, E.: Über das Sehen durch eine Kugel bei den Arabern. Ann. Physik u. Chem. N. F. 39, 565–576 (1890).
Pulfrich, C.: Ein experimenteller Beitrag zur Theorie des Regenbogens... Ann. Physik u. Chem. N. F. 33, 194 bis 212 (1888).
Mascart, E.: Traité d’optique. Paris 1889/93, 3 Bände.
Perntner, J. M.: Die Farben des Regenbogens und der weiße Regenbogen. Sb. Akad. Wiss. Wien, Abt. 2 a, 106, 135 bis 235 (1897); siehe auch: Perntner-Exner: Meteorologische Optik, 2. Aufl., S. 527–602, Wien u. Leipzig 1922.
Wiener, Chr.: Die Helligkeit des klaren Himmels... Nova Acta Leopoldina, Halle a. S. 73, Nr. 1, S. 33–94 (1900).
Möbius, W.: Zur Theorie des Regenbogens und ihrer experimentellen Prüfung. Abh. math.-phys. Kl. Sachs. Akad. Wiss. Leipzig, 30, Nr. 2 S. 104–256 (1907), und: Zur Theorie des Regenbogens an Kugeln von 1 bis 10 Lichtwellenlängen Durchmesser. Preisschriften fürstl. Jablowowskischen Ges., Leipzig, Nr. 42 (1912), 31 S.
Lord Rayleigh: The incidence of light upon a transparent sphere of dimensions comparable with the wave-length. Proc. roy. soc. London 84, 25–46 (1910); Sci. papers 5, 547–568 (1912).
Grundsätzlich könnte man bei mehrfacher Reflexion einen 3., 4, usf. Regenbogen erwarten. Tatsächlich lassen sich solche auch im Laboratorium, z. B. an Glaskugeln, sichtbar machen; im Falle des Wassers liegen sie aber winkelmäßig sehr ungünstig zur Lichtquelle (Sonne) und sind überdies äußerst lichtschwach. Vgl. F. Rinne u. S. Rösch: Über den Polarisationszustand des Regenbogens. Cbl. Mineral., Abt. A 1927, S. 33–38.
John Tyndall sagt 1883 in seinem reizenden Freitagabend-Vortrag in der Royal Institution: Der Regenbogen und verwandte Erscheinungen: „. . . Ich bezweifle, ob unter den geistigen Freuden irgendeine reiner und konzentrierter ist, als die des Gelehrten, vor dessen Augen eine Schwierigkeit, die Jahrhunderte lang den menschlichen Geist herausgefordert hat, sich auflöst und zu einem Beweis von der Gesetzmäßigkeit der Natur wieder zusammenfügt. Diese Freude empfand Descartes sicherlich, als es ihm gelang, die glänzendste Erscheinung unserer Atmosphäre auf ihre wahre physikalische Grundlage zurückzuführen.“ (Fragmente, S. 227–254. Neue Folge. Braunschweig 1895.)
Buchwald, E.: Regenbogenfarben. Ann. Physik 43, 488 bis 493 (1943); Farben der Regen- und Nebelbögen. Optik 3, S. 4–13 (1948).
Ich benutze gern, einem Vorschlag Wi. Ostwalds folgend, diese beiden Worte an Stelle der im Deutschen nur mit einem Verlegenheitsgefühl aussprechbaren Worte „Orange“ und „Violett“: sie ermöglichen, die ganze Reihe der einfachen Farbnamen mit einerseits einsilbigen, anderseits deutschen Namen zu belegen (rot, kreß, gelb, grün, blau, veil, weiß, grau, schwarz), zudem sind die Worte recht anschaulich von Blumen abgeleitet, die jeder kennt.
Innerhalb des 1. und außerhalb des 2. Regenbogens ist der Himmel normalerweise wesentlich heller als zwischen den Bögen, was auch theoretisch erklärbar ist.
Abgebildet in: Franz Marc, Botschaften an den Prinzen Jussuff. München: R. Piper und Co. 1954. Die 3 anderen genannten Bilder sind als Farbdruckpostkarten erhältlich.
Abgebildet bei G. Poensgen: Ottheinrich. Sonderband der „Ruperto Carola“, Tafel 37 bzw. Textseite 175, Heidelberg 1956. Einen ähnlich kleinen Regenbogen mit sehr willkürlichen Farben, findet man in Raoul Dufy’s Riesengemälde, das auf der Pariser Weltausstellung 1937 die „gute Fee Elektrizität“ verherrlichte (dankenswerter Weise farbig reproduziert in Nr. 18 der Siemens-Mitt. vom Febr. 1956), und ebenso in Hans Thomas „Frühling“ (1873, Kunstmuseum Basel, auf Glückwunschtelegrammen der Bundespost reproduziert).
Bei Newton spricht jedoch nicht so sehr die Heiligkeit der Zahl 7 mit als eine etwas erzwungene Analogie zu den 7 Tönen der musikalischen Oktave.
Meyer, Rud.: Die Farben des Regenbogens, Korresp.-Bl. naturforsch. Verein, Riga, 51, S. 1–16 (1908).
Zwei eigenartige Fälle möchte ich hier gesondert erwähnen: Eine Miniatur, auf Ezechiel = Hesekiel bezüglich, in der Salzburger Gebhard-Bibel (um 1150, Wiener Nationalbibliothek) zeigt Christus in der Mandorla auf einem Regenbogen sitzend, die Füße auf ein Kissen gestellt. Eigenartigerweise zeigt der Regenbogen hier keine Farbstreifen, sondern ist, wie das Fußkissen und die Bildumrahmung mit byzantinischen Ornamenten verziert; dagegen hat die Mandorla ganz ausgesprochen klare Farbteilung: innen homogenes Blau, außen Purpurrot, das bis Weiß abschattiert ist. Die Ornamentierung des goldenen Regenbogens der Gebhard-Bibel hat vielleicht Beziehungen zur Reichenauer Malschule, wo wir in der „Bamberger Apokalypse“ (um 1020) einen ebenfalls goldenen, mit Edelsteinen besetzten Regenbogen finden (Offenb. Joh., Kap. 4, Vers 2–3!), und wo in der Niederzeller St. Peter- und Paul-Kirche im großen Apsisfresko (um 1100) noch heute der Regenbogen seine Originalfarben zu haben scheint: auf sternbesetztem blauem Himmelsgrund spannt er sich, grün und englischrot gestreift und dicht mit Juwelen geziert.
Anders liegt es bei dem „Codex aureus“, dem Evangeliear Kaiser Heinrichs III. (Speyer 1046, jetzt im Escorialmuseum, Madrid; unbunte Abbildung in F. Klimm, Der Kaiserdom zu Speyer, mittlere Ausgabe, 1955, S. 4), wo der Regenbogen nur als grünes Sitzpolster über blauem (Himmels-?)Grund, zudem abweichend von der Kreisform gestaltet ist. Hier ist aber auch die Mandorla nicht ausgesprochen farbig, sondern wirkt wie ein streng geometrischer Rahmen.
Von beiden Miniaturen verdanke ich Herrn Pater Frowin Oslender in Maria-Laach ausgezeichnete Farbdias. Über das Reichenauer Fresko hat mir freundlicherweise Herr Kunstmaler E. A. Wülfing in Reichenau eingehende maltechnische und geschichtliche Erhebungen angestellt.
Straßburg 1493; wiedergegeben bei V. Goldschmidt: Farben in der Kunst. Mappe 1, Bl. 19, 22, 25, Heidelberg 1929.
Das Laubacher Exemplar der Schedeischen Chronik hat zwar gerade an dieser Stelle eine Beschädigung, die aber in alter Tinte überschrieben ist und besagt: „Der Regenpogn hat zwey vornehmliche farb: wievol ettlich maler 6 oder 4 farben sagen ...“
Nationalbibliothek, Wien. Wiedergabe in Albrecht Goes (mit Farbphotos v. Pater Dr. Frowin Oslender): „Genesis“, Bild 5, Hamburg 1956.
Hessische Landesbibliothek, Darmstadt; das Bild ist als Postkarte erhältlich (Ars liturgica, Maria-Laach, Nr. 5523).
Brüssel, königl. Bibliothek, um 1030 (Postkarte ebenda erhältlich als Nr. 5596).
Um 1150/75, Nationalbibliothek, Wien (Codex Nr. 1244); Postkarten dort erhältlich.
Um 850, Paris, Bibliothèque Nationale (Postkarte wie b. Fußn. 23 als Nr. 5593).
Abgebildet im Ausstellungskatalog „Christus und Maria“, Köln 1956, als Nr. 103 bzw. 100 bzw. 107.
Schreyer, L.: Die Botschaft der Buchmalerei aus dem ersten Jahrtausend christlicher Kunst, Hamburg 1956.
Lipffert, K.: Symbol-Fibel. Eine Hilfe zum Betrachten und Deuten mittelalterlicher Bildwerke. Kassel 1956.
Siehe auch G. Haupt: Die Farbensymbolik in der sakralen Kunst des abendländischen Mittelalters (1941)
W. Rönsch: Über Farbensymbolik. Techn. Mitt. Malerei 51, S. 151–153 (1935).
Siehe Tafel 1 der „Sechzehn Tafeln nebst der Erklärung zu Goethes Farbenlehre“, Tübingen 1810.
Was Goethe „Roth“ nennt, entspricht etwa unserem „Purpur“ (Karminrot); er unterscheidet davon „Gelbroth“, das sich von unserem Kreß bis Zinnoberrot erstreckt.
Matthaei, R.: Goethes Spektren und sein Farbenkreis, darin der erste Rekonstruktionsversuch des Goetheschen Farbenkreises auf einer bunten Tafel. Ergebn. Physiol. 34, S. 191 bis 219 (1932);
Matthaei, R.: Goethes Farbenkreis. Die quellenmäßige Begründung einer Rekonstruktion. Euphorion 34, S. 195–211 (1933);
Matthaei, R.: Die Farbenlehre im Goethe-Nationalmuseum (Weimar), S. 174–200, Jena 1941;
Matthaei, R.: Zur Morphologie des Goetheschen Farbenkreises. Heft 29 von „Die Gestalt“ (Köln und Graz 1958).
Normblatt DIN 16 508 vom 8.1958: Farbskala für den Buchdruck.
Neben diesem finde ich als einzigen Hinweis für etwaige Beliebtheit des Goethe-Farbtripels im Altertum die bemerkenswerte Angabe, daß nach den El-Amarna-Briefen (um 1370 v. C.) der Mitanni-König Tušratta seiner Tochter als Mitgift nach Ägypten u. a. Ketten mit abwechselndem Bernstein, blauem Lapis lizuli und rotem Karneol mitgab. Siehe H. Quiring: Die Herkunft des Bernsteins im Grabe des Tutanchamon. Forsch. und Fortschr. 28, S. 276–278 (1954).
Nachtrag bei der Korrektur: Vgl. auch S. Rösch: Über Farbentripel. Die Farbe 8, S. 93–100 (1959).
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Rösch, S. (1960). Der Regenbogen in der Malerei. In: Über psychische Farbwirkunge. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-38252-3_3
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