Zusammenfassung
Wir haben an 9 Familien, in denen Schizophrenie vorkam, genauere Bestimmungen über schizoide Persönlichkeiten zu machen versucht. Die Befunde sind an einer größeren Anzahl von Familien1) nachgeprüft worden. Dabei wurde nach zwei Gesichtspunkten ausgelesen: erstens wurden Familien schizophrener Probanden genommen, zweitens wurde von Schizoiden ausgegangen, in deren Blutsverwandtschaft Schizophrenie vorkam. Eine solche Auslese war hier wohl gestattet, weil es sich nicht um quantitative, sondern um qualitative Untersuchungen handelte. Eine Beschränkung auf Familien mit schizophrener Belastung war notwendig, um zu möglichst reinen Typen2) zu kommen. Wir verhehlen uns dabei nicht, daß dieses Suchen und Finden reiner Typen vielleicht nicht ganz ohne Schematisierung abgehen kann. Ganz abgesehen von der Möglichkeit des Hereinwirkens von zirkulären Anlagen, denen wir aber, aus Gründen der Klarheit bzw. um, wie gesagt, reine Typen zu bekommen, hier aus dem Wege gehen, können mancherlei psychische Eigenschaften auch im Bilde einer im übrigen ausgesprochen schizoiden Persönlichkeit sich finden, die wir nicht in den Begriff des Schizoiden hineinzwängen dürfen.
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Referenzen
Bemerkenswerterweise leiden auch einige Kinder an Migräne. Auf die starke Belastung mit Lungenkrankheiten und Schlaganfällen gehen wir hier nicht ein.
„Ein heiteres, launenhaftes, oberflächliches und willenschwaches Kind, das nur durch die unauslöschbare Summe der Lebenserfahrung sich von der Naivität des Kindes unterscheidet“, wurde bei Entlassung aus der Anstalt geschrieben. Durchaus flache Affektivität, starre Einsichtslosigkeit.
Es kommt uns hier ja nicht auf eine quantitative Auswertung, sondern auf den qualitativen Überblick an.
Auf die Frage der Beziehungen zwischen Schizoid und Alkoholismus gehen wir hier nicht ein. Vgl. dazu Binswanger l. c.
Viele Monate von uns bei der Feldtruppe beobachtet, wo wir ihn als psychopathisch paranoiden Trottel ansprachen. Schlecht behandelt wurde er tatsächlich.
Wir erinnern daran, wie sparsam die Bevölkerung, und zwar nicht nur die ungebildete, mit der Bezeichnung Trinker für viele Fälle ist, die der Psychiater ohne Bedenken als Alkoholiker ansieht.
Wir erinnern an Meggendorfers Parathymie, ohne bezüglich aller seiner Fälle mit ihm übereinstimmen zu können. Wir sind der Ansicht, daß er die Prozeßnatur für seine Fälle vielfach zu weit faßt.
Nach Storch: die Stellen in doppelten Anführungszeichen zitiert Storch nach Strindbergs Werken. Strindbergs Vater, aus altem Bürgerhause (Urgroßmutter v. adelig), hatte eine Kellnerin geheiratet.
Zitate aus Strindberg nach Jaspers.
Storch schreibt: „Eine völlige Wirklichkeitsabwendung ist eingetreten.“
Zitat aus Strindberg nach Storch.
Darauf hat Hoffmann besonders eindringlich hingewiesen. Er hat auch an einem schönen Fall (Probandin seiner Familie XXXIX), die wohl nicht allzu seltene Erfahrung illustriert, daß bei einem Menschen drei Stadien: ein nicht-schizoides, ein schizoides (präpsychotisches) und ein schizophrenes Stadium nachgewiesen werden kann. Und zwar ist in solchen Fällen nicht anzunehmen, daß das schizoide Vorläuferstadium schon in die schizophrene Erkrankung einbezogen werden muß, sondern man kann vielfach sehen, daß die — „aus inneren Gründen“ — erfolgende Entwicklung zum Schizoid sich wie irgendeine andere Persönlichkeits -entwicklung — ohne Prozeßwirkung — abspielt, daß aus der ursprünglich nicht-schizoiden eine in sich immer noch unversehrte, wenn auch absonderliche Persönlichkeit sich heraus-entwickelt, bis ein Bruch in der Weiterentwicklung das Spielen des Krankheitsvorgangs deutlich erkennen läßt. Auch die nie schizophren erkrankenden Schizoiden kommen nicht als fertige Schizoide zur Welt, ebensowenig wie irgendeine andere Persönlichkeit ab ovo ausgebildet ist, sondern sie machen, bald langsamer, bald schneller, die (psychische) Entwicklung durch, deren Ergebnis die schizoid eigenartige Persönlichkeit ist.
Ausdrücklich sei bemerkt, daß unter den 9 Familien sich keine von den Familien befindet, die in Hoffmanns Deszendenzuntersuchungen verwertet sind.
Wir haben uns darüber an anderer Stelle eingehender ausgesprochen (Kahn: Über die Bedeutung der Erbkonstitution usw.).
Damit soll aber nicht gesagt werden, daß es außerhalb des Bereiches der schizophrenen Erkrankung überhaupt keine schizophrenieähnlichen Bilder gebe, die auf schizoider Grundlage stehen.
Dafür sprechen bei der Schizophrenie nicht nur die wenig zahlreichen körperlichen Erscheinungen, sondern mehr noch der Riß, den in der Krankheit die Persönlichkeit erleidet, die Zertrümmerung des Persönlichkeitsganzen bei oft noch erstaunlich erhaltenen Einzelheiten. — Ober die somatische Bedingtheit der paralytischen Grundstörung ist wohl jede Bemerkung überflüssig.
Auf die einschlägigen Auseinandersetzungen im ersten Abschnitt S. 19 darf auch hier Bezug genommen werden.
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Kahn, E. (1923). Untersuchungen und Erörterungen über die Klinik, Psychopathologie und Genealogie des Schizoids nebst Erörterungen über den Erbgang der Schizophrenie. In: Rüdin, E. (eds) Studien Über Vererbung und Entstehung Geistiger Störungen. Monographien aus dem Gesamtgebiete der Neurologie und Psychiatrie, vol 36. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-43138-2_2
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