Die Grenzen der Entgrenzung (Kommentar)

Zusammenfassung

Wenn es zutrifft, daß Totgesagte länger leben, dann müßte dem Territorialstaat ein ewiges Leben beschieden sein. Auch die Infragestellung der Zukunftsfähigkeit des auf dem Territorialitätsprinzip aufbauenden internationalen Systems ist verhältnismäßig unoriginell. Den Niedergang von Staat und Staatenwelt aufs Neue auszurufen, bedarf daher guter Gründe, die mindestens über diejenigen hinausgehen sollten, die schon in den fünfziger Jahren etwa von John Herz aufge- (und dann zumindest teilweise doch wieder) verworfen wurden (Herz 1957 und 1968), oder die 1969 in dem ersten Sonderheft der Politischen Vierteljahresschrift unter dem Titel „Die anachronistische Souveränität“ abgehandelt wurden (Czempiel 1969). Der folgende Kommentar soll zumindest andeuten, daß die Entgrenzungsdiskussion möglicherweise durchaus Gründe für einen Bedeutungswandel von Staat und Territorialität anführen kann, daß Entgrenzung aber nicht mit dem Ende des Territorialstaates gleichgesetzt werden sollte.