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„Rätselraten“ über das „Rätsel Kriminalität“

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Leiden als Mutterpflicht
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Zusammenfassung

Die Kapitelüberschrift enthält eine Reihe von Anspielungen: zum einen soll die gewählte Formulierung an den gleichlautenden Titel („Das Rätsel Kriminalität“) des Buches erinnern, das Richard Lange, ein allerdings antipositivistisch eingestellter Anhänger der herrschenden (täterkonzentrierten) Kriminologie 1970 veröffentlich hat. Zum anderen möchte die diesem Kapitel vorangestellte Überschrift einen direkten Bezug zu dem wissenschaftstheoretischen Werk Thomas S. Kuhns (1967) herstellen, insbesondere zu jenen Abschnitten, in denen er ausführt, daß bei der Arbeit an der Präzisierung und Vertiefung des herrschenden Paradigmas — der sog. „Aufräum-Arbeit“ der „normalen Wissenschaft“ — solche Probleme, die das herrschende Paradigma gefährden könnten, vermieden werden und stattdessen „Rätsel“ formuliert werden, zu deren Lösung das theoretische wie methodische Rüstzeug der Forschergemeinschaft ausreicht, die sich dem herrschenden Paradigma verpflichtet weiß und die jene im Rahmen des herrschenden Paradigmas akzeptierten Problemstellungen (i. S. v. „Rätseln“) und Lösungsmethoden an abgeschlossenen Leistungen demonstriert und aufbereitet in eigens zu diesem Zweck angefertigten „Rätselheften“ — in den von führenden Fachvertretern vorgelegten Lehrbüchern. Zum letzten möchte die Kapitelüberschrift signalisieren, daß die Mütter bei dem Versuch, das „Rätsel Kriminalität“ zu lösen, durchaus mit den professionellen „Rätselratern“ des herrschenden (täterkonzentrierten) Paradigmas konkurrieren können. Zugespitzter formuliert: Wenn John M. Keynes mit seiner Behauptung recht haben sollte, daß der gesunde Menschenverstand „in der Regel nichts anderes ist, als die vulgarisierte, abgesunkene Theorie von vorgestern“, dann signalisieren die von den Müttern angebotenen Erklärungsmodelle die längst fällige Ablösung des herrschenden (ätiologischen) Paradigmas resp. den längst fälligen Paradigmawechsel im Bereich der Kriminalitätstheorien.

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Anmerkungen

  1. Typisch ist die folgende Unterstellungs-Treppe: den empirisch zutreffen?den Beobachtungen über das Rauchen und Trinken von Jugendlichen folgt unvermittelt die 1. Verallgemeinerungstreppe mit dem Hinweis auf die These vom Überangebot, das „Begierden und Begehren“ fördert, der dann die Unterstellung nachgeschoben wird „und dann wundern wir uns, wenn wir Kriminalität haben“. Wer sich nicht mehr „wundern“ kann, der sucht auch nicht nach weiteren Erklärungen!

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  2. Um hierfür ein Beispiel zu geben. Eine Mutter kritisiert die „Schauseite“ bei einer „innerlichen Haltung“: beim Beten. Sie sagt: „Es wurde mir auch zu viel gesungen und gebetet. Ich bin nicht ungläubig. Ich habe meinen Kindern auch das Beten gelehrt. Aber ich mag das nicht, daß sie immer den Hund spazieren führen. Ich finde, das sitzt innerlich, da braucht man nicht immer drüber zu sprechen. “ (IX)

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  3. Dies ist u. a. darauf zuruckzuführen, daß eine der Fragen, mit deren Hilfe die Diskussion in der Gruppe provoziert werden sollten, den expliziten Hinweis auf das „Vererbungsmodell“ enthielt!

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  4. Vgl. hierzu den lehrreichen Abschnitt: ?Zur sozialen Topik bei Popitz et al., 1961, 81–88.

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© 1980 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Dürkop, M., Treiber, H. (1980). „Rätselraten“ über das „Rätsel Kriminalität“. In: Leiden als Mutterpflicht. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01703-5_11

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-01703-5_11

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-663-01704-2

  • Online ISBN: 978-3-663-01703-5

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