Zusammenfassung
Wenn man irgendein philosophisches Buch dieser gegenwärtigen Epoche durcharbeitet, wird einem so gut wie sicher der Begriff oder gar der Ausdruck „Wahrheit der Dinge“ nicht begegnen. Das ist nicht ein Zufall; es gibt im durchschnittlichen philosophischen Denken dieser unserer Zeit gar keinen Platz für diesen Begriff; er ist sozusagen „nicht vorgesehen“. Wahr zu sein: das kann ausgesagt werden von Gedanken, von Ideen, von Sätzen, von Ansichten — aber nicht von Dingen. Unsere Beurteilung der Wirklichkeit kann wahr sein (oder auch falsch); aber die Wirklichkeit selbst, die „Dinge“ wahr zu nennen, das erscheint als geradezu sinnlos, als Unsinn; die Dinge sind wirklich, aber nicht „wahr“! — Wenn man dieses Faktum historisch betrachtet, dann zeigt sich, daß es viel mehr bedeutet als die bloße Nichtverwendung eines bestimmten Begriffs oder eines bestimmten Terminus; es handelt sich nicht bloß um die sozusagen „neutrale“ Abwesenheit einer bestimmten Betrachtungsweise. Vielmehr ist diese Nichtverwendung und Abwesenheit des Begriffs „Wahrheit der Dinge“ das Resultat eines langen Prozesses der Unterdrückung und der Unterschlagung oder, um es zunächst einmal weniger aggressiv zu sagen: der Ausscheidung.
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© 1968 Westdeutscher Verlag GmbH., Köln und Opladen
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Pieper, J. (1968). Wahrheit der Dinge — ein verschollener Begriff. In: Meixner, J., Kegel, G. (eds) Festschrift für Leo Brandt zum 60. Geburtstag. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02438-5_28
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-00525-4
Online ISBN: 978-3-663-02438-5
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