Zusammenfassung
Der 30 jährige Krieg hatte Deutschland in einem bösen Zustande gelassen. Seine Ernten waren zerstört, sein Land in hundert kleine Staaten zerstückelt und regiert (ja in manchen Fällen bis aufs Blut ausgesogen) von Männern, Grafen, Herzögen, Prinzen und Königen, die mit wenig Ausnahmen es dem König von Frankreich Louis XIV. in sündhafter Ver¬schwendung nachzumachen suchten. Versailles und Paris waren die Vorbilder, welche jeder Prinzling daheim nachäffte — nur zu oft mit einem Kosten¬aufwand, der in keinem Verhältnisse zu den zu Gebote stehenden Mitteln stand. Und doch erwiesen sich diese schlimmen Verhältnisse als ein Glück wenigstens in einer Richtung. Dieselben Höfe, grosse und kleine, die so oft wahre Brutanstalten von Intriguen, Skan¬dalen und Extravaganzen waren, wurden zu Treibhäusern der Musik, im besonderen der Violinkunst in Deutschland.
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Referenzen
Der sogenannte Stadtpfeifer hatte das Monopol für die musikalische Bedarfs-Befriedigung in kleineren Orten. Er hielt in Kost und Bezahlung, und in einem absoluten Abhängigkeitszustande eine Anzahl musikmachender Gesellen und Lehrlinge, von kleinen Burschen an, die Takt zu halten lernten, indem sie die Pauke bei Tänzen schlugen bis zu Männern, die auf einem halben Dutzend Instrumenten zu Hause waren. In vielen Fällen war daher die Stadtpfeiferei wenig mehr als eine privilegirte Ausnutzungs-Anstalt, ja, nicht selten eine entwürdigende Sklaven-Wirtschaft, der manches junge musikalische Talent zum Opfer fiel.
Siehe III, Kapitel II. Teil.
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Stoeving, P. (1913). Das Violinspiel in Deutschland. In: Von der Violine. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02782-9_32
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-02782-9_32
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