Zusammenfassung
Unter den verschiedenen Abgrenzungsproblemen, die sich hinsichtlich des Verhältnisses der Betriebswirtschaftslehre zu ihren Nachbarwissenschaften ergeben, stellt die Frage der Grenzziehung gegenüber der Nationalökonomie das schwierigste und in der Literatur umstrittenste Problem dar. Es ist unmöglich, in diesem Zusammenhang die Vielzahl der Äußerungen hierzu erschöpfend aufzuzählen, im Grunde jedoch auch unnötig, denn es lassen sich unter den vielen Stimmen zwei in recht monotoner Weise wiederholte Grundargumente erkennen, das eine, von den meisten Betriebswirten benutzt, um die Selbständigkeit der Betriebswirtschaftslehre zu beweisen, das andere, von verschiedenen Nationalökonomen gebraucht, um die Unselbständigkeit dieser Disziplin darzulegen. Diese Argumente wurden im Verlauf der Diskussion teils präzisiert, teils vergröbert, irgendwelche von dieser Beweisführung abweichenden Aspekte sucht man jedoch vergeblich.
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Literatur
Windelband, Wilhelm: Geschichte und Naturwissenschaft. 2. A., Straßburg 1900 (Rektoratsreden der Universität Straßburg, 1894 )
Rickert, Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft, a.a.O., S. VII
Er vertrat die Ansicht, es handle sich bei der Nationalökonomie um eine philosophische Disziplin „mit den den philosophischen Wissenschaften anhaftenden Eigentümlichkeiten“. Beide Fächer hätten zwar „einen großen Teil des Stoffes, nicht aber den Geist
Söllheim, Zur Methodologie und Systematik der Einzelwirtschaftslehre, a.a.O., S. 42
Vgl. Amonn, Objekt und Grundbegriffe, 2. A., a.a.O., S. 171 und Sieber, Objekt und Betrachtungsweise, a.a.O., S. 149
Sieber, Objekt und Betrachtungsweise, a.a.O., S. 151
Sieber, Objekt und Betrachtungsweise, a.a.O., S. 152
Vgl. Schönpflug, Untersuchungen, a.a.O., S. 175
Dieser durch den Dualismus der Form der ganzheitlichen und einzelheitlichen Organisation charakterisierte Zustand des empirischen Erfahrungsobjekts ist es, der für das Bestehen von Volks-und Betriebswirtschaftslehre und für die Bestimmung ihres gegenseitigen Verhältnisses von maßgeblicher Bedeutung wird“ (Schönpflug, Untersuchungen, a.a.O., S. 178). „Von diesem Boden aus”, so meint er, „ergibt sich auch eine eindeutige Abgrenzung der Betriebswirtschaftslehre gegenüber der Volkswirtschaftslehre“ (Schönpflug, Untersuchungen, a.a.O., S. 179)
Schönpflug, Untersuchungen, a.a.O., S. 132 (Sperrung im Original)
Ulrich, Nationalökonomie und Betriebswirtschaftslehre, a.a.O., S. 98
Ulrich, Nationalökonomie und Betriebswirtschaftslehre, a.a.O., S. 113. Unrichtig ist es, wenn Ulrich die Verschmelzung beider Disziplinen als bereits vollzogen ansieht: „Die,Berner Schule` der Betriebswirtschaftslehre betrachtet es nun als unbedingt notwendig, um zu klaren Erkenntnissen zu gelangen, daß diese Verschmelzung von Betriebs-und Volkswirtschaftslehre endlich aufgelöst und eine klare Ausscheidung der Probleme vorgenommen wird.“ (Ulrich, H[ans]: Die Berner Schule der Betriebswirtschaftslehre. In: Die Unternehmung, 2. Jg., 1948, S. 32–39, hier S. 33)
Kosiol, Werdegang und Wesen der Betriebswirtschaftslehre, a.a.O., S. 99. Kosiol spricht von „makroskopischer“ und „mikroskopischer” Betrachtungsweise als Unterscheidungsmerkmal beider Disziplinen.
Mellerowicz, Konrad: Die Stellung der Betriebswirtschaftslehre im Rahmen der Wirtschaftswissenschaften. In: ZfB, 21. Jg, 1951, S. 385–396, hier S. 386 (Hervorhebungen im Original)
Mellerowicz, Konrad: Einheitliche Wirtschaftswissenschaft? In: BFuP, 2. Jg, 1950, S. 705–730, hier S. 715 (im Original gesperrt)
Mellerowicz, Die Stellung der Betriebswirtschaftslehre, a.a.O., S. 388 (Hervorhebungen im Original)
Mellerowicz, Die Stellung der Betriebswirtschaftslehre, a.a.O., S. 389 (Hervorhebungen im Original). Ähnliche Auffassungen haben in jüngster Zeit vertreten: Fischer, Guido: Keine einheitliche Wirtschaftstheorie! Das Verhältnis von Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre. In: ZfB, 22. Jg, 1952, S. 477–484, insbes. S. 484; Isaac, Alfred:
Vgl. oben S. 12 f.
Der Ablauf des Wirtschaftsprozesses in der Zeit ist die Resultante der Dispositionen der einzelnen handelnden Wirtschaftseinheiten. Wenn die verschiedenen Wirtschaftseinheiten in bestimmter Weise handeln, ergibt sich aus dem Zusammenspiel der individuellen Dispositionen ein bestimmtes Resultat… So fragen wir jetzt, wie der Wirtschaftsprozeß von einem gegebenen Anfangszustand in der Zukunft ablaufen wird, wenn die Wirtschaftseinheiten in bestimmter Weise handeln. Nur so ist eine Kausalanalyse des wirtschaftlichen Geschehens und eine Voraussage über den unter gewissen Voraussetzungen zu erwartenden Ablauf möglich. Am Anfang einer soldien sowohl auf die Erklärung eines konkreten historischen Wirtschaftsablaufs abzielenden als auch zukunftsorientierten Kausalanalyse steht notwendig die Analyse der Wirtschaftspläne der einzelnen Planträger, d. h… die Analyse der Wirtschaftspläne der Haushalte, der privaten Unternehmer und des Staates, weil ja jede Disposition, die zur Realisierung gelangt, das Ergebnis eines bestimmten Wirtschaftsplans oder Kalküls ist.“ (Schneider, Einführung in die Wirtschaftstheorie, 2. Teil, 2. A., a. a.O., S. 1)
Vgl. oben S. 84
Die Einheit der Wirtschaftstheorie, von vielen Forschern seit langem erstrebt und gefordert, ist heute Wirklichkeit geworden. Preis-, Geld-, Konjunktur-, Finanztheorie und Betriebswirtschaftslehre sind in einer umfassenden Wirtschaftstheorie aufgegangen.“ (Schneider, Einführung in die Wirtschaftstheorie, 1. Teil, 4. A., a.a.O., S. III, Hervorhebungen von uns)
Vgl. oben Fußnote 352
Schmidt, Philosophisches Wörterbuch, 12. A., a.a.O., S. 189
Schneider, Einführung in die Wirtschaftstheorie, 1. Teil, 4. A., a.a.O., S. 1
Amonn, Objekt und Grundbegriffe, a.a.O.
Söllheim, Zur Methodologie und Systematik der Einzelwirtschaftslehre, a.a.O., S. 55
Lisowsky, Arthur: Die Betriebswirtschaftslehre im System der Wissenschaften. In: ZfB, 6. Jg, 1929, S. 561–580 und S. 667–690, hier S. 673 ff.
Sieber, Objekt und Betrachtungsweise, a.a.O., S. 150 f.
Vgl. oben S. 85
Vgl. Brinkmann, Carl: Nationalökonomie als Sozialwissenschaft. Tübingen 1948; Preiser, Gestalt und Gestaltung, a.a.O., S. 91; Lohmann, Einführung, 2. A., a.a.O., S. 2 362
Amonn, Objekt und Grundbegriffe, 2. A., a.a.O., S. 171
Vgl. Schäfer, Erich: Grundlagen der Marktforschung. Marktunt.°rsuchung und Marktbeobachtung. 3. A., Köln und Opladen 1953, Vorwort
Vgl. oben S. 82 ff.
Vgl. oben S. 86
Vgl. insbes. Schäfer, Grundlagen der Marktforschung, a.a.O.
Vgl. unten S. 90 ff.
Eucken, Die Grundlagen der Nationalökonomie, 6. A., a.a.O., S. 237
Schmalenbach, Eugen]: Besprechung von Obst, Georg, Volkswirtschaftslehre, Stuttgart, 1920, in: ZfhF, 14. Jg, 1920, S. 372–373
zuletzt in: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Wiesbaden [1950], [in: Die Handelshochschule, Bd 2, 1], S. 6
Nicklisch, Allgemeine kaufmännische Betriebslehre, 1. A., a.a.O., S. 2
Leitner, Renaissance der Privatwirtschaftslehre, a.a.O., S. 26
Prion, Die Lehre vom Wirtschaftsbetrieb, a.a.O., S. 138 f.
Gutenberg, Die Unternehmung als Gegenstand betriebswirtschaftlicher Theorie,. a.a.O., S. 125
Lehmann, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 2. A., a.a.O., S. VIII
nämlich „das Handeln richtig zu bestimmen, die Zwecke des Menschen zu ermöglichen“ (Schmidt, Philosophisches Wörterbuch, 7. A. a.a.O., S. 309)
Vgl. insbes. Mombert, P[aul]: Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspraxis. In: Die Handelshochschule, [1. A.], 2. Bd, 1. Kapitel, S. 1–43, insbes. S. 7
Möller, Hans: Heinrich Freiherr von Stackelberg und sein Beitrag für die Wirtschaftswissenschaft. In: Z. f. d. gesamten Staatswissenschaften, 105. Bd, 1949, S. 395–428, hier S. 421
Schneider, Das Gesicht der Wirtschaftstheorie unserer Zeit, a.a.O., S. 6
In den Naturwissenschaften unterscheidet man zwischen der zweckfreien Grundlagenforschung und der auf die konkrete Anwendung des dort gewonnenen Wissens gerichteten Zweckforschung. Man ist versucht, diese Einteilung auf die Wirtschaftswissenschaften zu übertragen und so nebeneinander zu stellen die Wirtschaftstheorie, die lediglich aus Interesse an der Beschaffenheit des Seienden betrieben wird und allgemeingültige Sätze über die Seinszusammenhänge liefern soll, und die Wirtschaftspolitik, deren Interesse auf die Mittel und Wege gerichtet ist, über die man bestimmte politische Zielsetzungen erreichen kann und die bei der Erforschung der geeigneten Mittel die Sätze der Wirtschaftstheorie anwendet.“ (Haller, Heinz: Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik. In: Weltwirtschaftliches Archiv, 73. Bd, 1954, S. 229243, hier S. 229) Tatsächlich habe man etwa in der Zeit von 1870 bis 1930 eine solche Einteilung für fruchtbar gehalten, sie jedoch inzwischen wieder aufgegeben: „Mißtrauisch gemacht durch die Fehlleistungen, welche die Verkehrswirtschaft in mancherlei Hinsicht zeitigte, wurde man sich plötzlich wieder darüber klar, daß sie nur eine unter den möglichen wirtschaftspolitischen Grundkonzeptionen darstellt, und man rollte die Frage ihrer Eignung, die natürlich in manchen Kreisen immer eine Rolle gespielt hatte, in vollem Umfang wieder auf. Damit wurden alle theoretischen Analysen mehr oder weniger auf bestimmte wirtschaftspolitische Fragestellungen bezogen und verloren ihr Interesse,an sich`.” ( Haller, a.a.O., S. 232 )
Vgl. Preiser, Gestalt und Gestaltung, a.a.O., S. 100. Bei Preiser läßt sich ein interessanter und beinahe typischer Wandel der Auffassung feststellen. Während er noch 1930 schrieb: „Die Bescheidenheit und Selbstkritik des echten Forschers verbietet es, der Praxis Wege weisen zu wollen; sie fordert ganz einfach Erkenntnis“ (Preiser, Erich: Privatwirtschaftslehre. In: Archiv für Sozialwiss. und Sozialpolitik, 63. Bd, 1930, 5.393–400, hier S. 3(95), wird von ihm vier Jahre später, also nach der Weltwirtschaftskrise, diese Auffassung, nämlich die „Wissenschaft habe sich auf die Darstellung des Seienden, das,was zu beschränken”, kritisiert. „Damit engt man ihre Aufgabe unnötig ein.“ ( Preiser, Gestalt und Gestaltung, a.a.O., S. 100 )
Zimmerman, Louis J.: Zukunftsaufgaben der Volkswirtschaftslehre. In: Weltwirtschaftliches Archiv, 67. Bd, 1951, S. 183–217
Jöhr meint, daß „die Aufgabe der Nationalökonomie darin besteht, die aktuellen wirtschaftspolitischen Probleme zu lösen“ (Jöhr, Walter Adolf: Der Auftrag der Nationalökonomie in unserer Zeit. In: Z. f. d. gesamten Staatswissenschaften, 105. Bd, 1949, S. 614–638, hier S. 637), mit anderen Worten, dem Wirtschaftspolitiker Mittel und Wege zu zeigen, das jeweilige wirtschaftspolitische Ziel optimal zu erreichen, was natürlich nicht bedeutet, daß die Nationalökonomie sich etwa auf eine solche „Zweckforschung” beschränken solle. „Ebenso wichtig ist die,Grundlagenforschung`, diese hat die Instrumente zu schaffen, mit denen zum voraus noch nicht bestimmte Probleme der Wirtschaftspolitik in Angriff genommen werden können. Trotzdem also die Nationalökonomie ihre Fragestellungen den Nöten der wirtschaftspolitischen Praxis verdankt, so wäre es doch unrichtig, wenn — überspitzt formuliert — die Aufgabe des Nationalökonomen sich in der Erstellung von Gutachten zu Händen der wirtschaftspolitischen Organe erschöpfen würde. Nicht minder bedeutsam ist die weitere Vertiefung und Vervollkommnung des systematisch geordneten Wissens, wie es etwa periodisch in Lehrbüchern zusammengefaßt wird. Der weitere Ausbau der Grundlagenforschung soll eine immer bessere und sichere Beurteilung der konkreten wirtschaftspolitischen Probleme gewährleisten. Darin liegt jedoch allein die Rechtfertigung der Grundlagenforschung.“ (Jöhr, Der Auftrag der Nationalökonomie, a.a.O., S. 616 f.); vgl. auch Pigou, A[rthur] C.: Praktische Fragen der Volkswirtschaft. Sechs Vorlesungen über aktuelle Fragen. Jena 1937, S. 4
Vgl. insbes. Knight, Frank H.: Institutionalism and Empiricism in Economics. In: The American Economic Reciew, Vol. XLIII, 1952, S. 45–5.5, hier S. 48
Vgl. oben S. 58 f.
Die höheren Regionen der mathematischen Wirtschaftstheorie gehören zu dem, was man in allen Wissenszweigen als,reine Wissenschaft` bezeichnet. Die Ergebnisse haben — jedenfalls bis heute — auf praktische Fragen wenig Einfluß gehabt, und Fragen der Wirtschaftspolitik haben Keynes’ hervorragende Fähigkeiten immer so gut wie ausschließlich in Anspruch genommen. Er war viel zu kultiviert und zu klug, um logische Feinheiten zu verachten. In gewissem Grade machten sie ihm sogar Freude, und in noch höherem Grade nahm er sie hin. Aber von einer bestimmten Grenze ab, einer Grenze, die er sehr bald erreichte, verlor er die Geduld dabei. L’ art pour l’art stand nicht in seinem wissenschaftlichen Glaubensbekenntnis.“ (Schumpeter, Joseph A.: John Maynard Keynes, 1883–1946. In: Dogmenhistorische und biographische Aufsätze, a.a.O., S. 306 (Hervorheb. im Original)
Pigou, Praktische Fragen, a.a.O., S. 3
Daher irrte Haas, als er schrieb: „So bereitet sich eine Synthese zwischen Betriebs-und Volkswirtschaftslehre vor, der man als der Wegbereiterin des Fortschritts fördernd, nicht aber hemmend gegenübertreten soll.“ (Haas, Franz: Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftstheorie. In: NB, 1950, S. 1–3, hier S. 1)
Vgl. oben S. 86
Vgl. oben S. 39 ff.
Vgl. oben S. 56
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© 1957 Westdeutscher Verlag, Opladen
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Moxter, A. (1957). Das Verhältnis der Betriebswirtschaftslehre gegenüber der Nationalökonomie. In: Methodologische Grundfragen der Betriebswirtschaftslehre. Beiträge zur betriebswirtschaftlichen Forschung, vol 4. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07308-6_8
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