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Identitäten und Dekonstruktionen

Pädagogische Überlegungen im Anschluss an Jacques Derrida

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Dekonstruktive Pädagogik

Zusammenfassung

Der Begriff der Identität nimmt in der sozial- und erziehungswissenschaftlichen Literatur heute immer noch einen wichtigen Raum ein. Allerdings haben sich die Schwerpunkte der Diskussion um Identität seit den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts auffällig verschoben. Wurde die Debatte um Identität in dieser Zeit vor allem durch den symbolischen Interaktionismus, die Soziologie und die Psychologie geprägt, die grosso modo die Frage nach den Bedingungen und Möglichkeiten personaler Identität stellten, so kann man heute eine Pluralisierung des Begriffs Identität selbst feststellen, wenn dieser im Rahmen der Genderforschung, den cultural studies, der Biographie- und Medienforschung oder auch der ästhetischen Bildungstheorie diskutiert wird. Zielten jene Theorien stärker auf prinzipielle, oft normative Konzeptionen von Identität — indem etwa die Notwendigkeit reziproker sozialer Beziehungen zum Aufbau von Identität betont wurde (Mead 1983) und die Integrationsleistungen des Individuums im Mittelpunkt standen (Krappmann 1971; Habermas 1995) oder indem Rollenkonzepte und die Problematik einer Identitätsdiffusion untersucht wurden (Goffman 2000; Erikson 1998) und die stigmatisierenden Effekte durch Identitätszuschreibungen Beachtung fanden (Goffman 1998; Foucault 1977) — so betonen die neueren Untersuchungen eher die Geschichtlichkeit der Kategorie Identität (Taylor 1999), den spezifischen Bezug zu bestimmten Praxisfeldern (gender, Kultur etc.: z.B. Butler 1991; Hildebrand/Sting 1995; Böhme 1997; Kristeva 1999; Schäfer 1999; Turkle 1999) und die Problematik des Begriffs selbst, dessen Möglichkeiten, Grenzen und Verweisungszusammenhänge rekonstruiert werden, ohne dass er als Kategorie aufgegeben würde (Jörissen 2000; Klika 2000).

„Unsere Argumentation verkürzend, könnten wir behaupten, daß die Identität zu dieser Erfahrung des Unmöglichen gehört, wenn sie denn gleichermaßen sich selbst und dem anderen genügen soll.“1

“There is deconstruction, decontructions, everywhere.”2

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Zirfas, J. (2001). Identitäten und Dekonstruktionen. In: Fritzsche, B., Hartmann, J., Schmidt, A., Tervooren, A. (eds) Dekonstruktive Pädagogik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09575-0_4

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