Zusammenfassung
Hat der Sozialstaat eine Zukunft? Hat er einen Platz in der zweiten Moderne, und wenn ja, welchen? Dieser Frage möchte ich in diesem Beitrag nachgehen. Zunächst ist grundsätzlicher zu fragen: Hatte der Sozialstaat einen Platz in der “ersten” Moderne? Denn die “zweite Moderne”, auch “reflexive Moderne” (Ulrich Beck) oder “Postmoderne” genannt, ist, wie ich sie verstehe, keine scharf abgegrenzte neue Phase gesellschaftlicher Entwicklung, sondern eine Zuspitzung, wenn auch mit qualitativen Sprüngen, der Formen und Tendenzen der Moderne. Deshalb möchte ich im Folgenden mit Anthony Giddens von “Hochmoderne”, “entwickelter Moderne” oder einfach von “Moderne” reden. Die Frage nach dem Platz des Sozialstaats in der ersten Moderne ist auch dadurch gerechtfertigt, dass, anders als bei Markt und Demokratie, es durchaus umstritten ist, ob Sozialstaatlichkeit eine legitimes Strukturelement moderner Gesellschaft ist. Einem empirisch orientierten Modernisierungstheoretiker wie Wolfgang Zapfgilt der Sozialstaat — oder allgemeiner, über den deutschen Fall hinausführend, der “Wohlfahrtsstaat” — jedenfalls als ein Strukturelement moderner Gesellschaften, neben Marktwirtschaft, Konkurrenzdemokratie und, was Zapf besonders hervorhebt und auch in den folgenden Ausführungen von Bedeutung sein wird, der Massenkonsum (Zapf 1994, S. 7). Zapf sprach übrigens auch von der “Modernisierung moderner Gesellschaften”, ging also ebenfalls von einer gewissen Kontinuität zwischen Moderne und zweiter Moderne aus.
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Leisering, L. (1999). Der Sozialstaat in der “zweiten Moderne”. Ambivalenzen und Zukunftsperspektiven des neuzeitlichen Individualisierungsprozesses. In: Lamnek, S., Luedtke, J. (eds) Der Sozialstaat zwischen “Markt” und “Hedonismus”?. Otto von Freising-Vorlesungen der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09628-3_3
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