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Zusammenfassung

Der Universalismus hat nicht empirischen, sondern rationalen Charakter. Er löst die Menschen geistig aus ihren Kollektiven, er hat individuierenden und gleichzeitig nivellierenden Charakter. Er macht den Einzelmenschen als ens rationale zum Ausgangspunkt aller Betrachtung. Maßgebend ist ihm das, was für den allein auf sich und seinen Verstand gestellten normalen Einzelmenschen plausibel und nützlich ist, und das ist für jeden und alle dasselbe, ungeachtet aller individuellen Besonderheiten. Auf dieser Grundlage des abstrakten Individuums basiert sein Anspruch, Geltung „für alle“ zu haben, Aussagen über das zu machen, „quod semper, quod ubique, quod omnibus“. Der universalistische Individualbegriff erfaßt per definitionem nur das, was in allen Individuen gleich und übereinstimmend ist, und verfehlt notwendig die Spezialität und Einmaligkeit der realen Erscheinung. Jede universalistische Neigung wird darum als Gegenreaktion eine original-individualistische Welle zur Folge haben, so wie die Aufklärung, beginnend mit Hamann und Herder, die Romantik zur Folge hatte und der sozialistische Universalismus der sechziger und siebziger Jahre die Postmoderne nach sich zog. Alle Versuche — wie sie der Kommunitarismus macht —, in dieser Polarität zu einer Synthese zu kommen und einen von dieser Schwäche befreiten Universalismus zu propagieren, müssen scheitern; es hilft nichts, als dieser Schattenseite des Universalismus ins Gesicht zu sehen und die Berechtigung der partikularistischen Gegenbewegung anzuerkennen.

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Literatur

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Tönnies, S. (1995). Der abstrakte Mensch. In: Der westliche Universalismus. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09645-0_3

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