Zusammenfassung
Den Ausgangspunkt unserer Überlegungen zur Formulierung einer Theorie der Ko-Evolution von Gesellschaft und funktionalem Staat bildete
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die Wahrnehmung, daß soziale und extra-soziale Dysfunktionalitäten derzeit nicht überzeugend gelöst werden
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die Beobachtung, daß deswegen durchaus neue Handlungsmuster gesucht werden
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die Erkenntnis, daß diese Dysfunktionalitäten neu erklärt werden müssen
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und daraus erfolgversprechende Handlungsmuster abzuleiten sind.
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Literatur
„Staat“ wird hier vorrangig in seiner institutionellen und handlungsorientierten Rolle und weniger in seiner normativen, wesenhaften Besonderheit („Staatlichkeit“) begriffen. Erkenntnisleitend ist vor allem die jeweilige Ausprägung und der Tätigkeitsumfang der regelgebundenenen, politisch-administrativen Willensbildungs- und Handlungsinstitutionen („Regierungssystem“). Die beanspruchten und/oder realisierten Handlungsspielräume sind allerdings auch grob paradigmatisch definiert, wodurch eine normative Komponente indirekt mitwirkt.
Zum Beispiel: Determinismus: Basis → Überbau; oder Werte → Wirtschaftsweise.
Zur nützlichen Übertragung vgl. Kapitel V.4.
Ein solcher epochaler Wandel fand zuletzt mit der Entwicklung des Industria-lismus als Ablösung des „gotischen Zeitalters“ statt. Historisch kann dies etwa um das Jahr 1806 datiert werden. Die napoleonischen Kriege gingen zu Ende, und der Industrialismus begann. In dieser Phase standen sich zwei Paradigmen als mögliche Vergesellschaftungsmuster gegenüber: Einerseits die Idee einer Produktivkraftentwicklung durch den Staat; dafür stehen z.B. Adam Müller und Friedrich List. Produktivkraftentwicklung heißt für List vor allem Förderung von Wissen. Auf der anderen Seite steht die Idee der unsichtbaren Hand von Adam Smith; damit ist modern gesprochen, der Steuerungsverzicht einer externen Instanz gegenüber einem anderen System benannt. Die letztere Idee setzte sich historisch (zunächst) durch.
Hier ist auf die Dialektik als der Methode des Nichtidentischen zu verweisen. Mit der Dialektik von Allgemeinem und Besonderem wird im Besonderen nach transzendierenden Momenten des Allgemeinen gesucht; Theodor W. Adornos Arbeiten zur Musik und zur Ästhetik können hier als Beispiel dienen.
Schon bei Niccolo Machiavelli findet sich eine ähnliche Denkfigur. In seiner (zirkulären) Kreislauftheorie beschreibt er den Übergang von einer sich nach und nach stabilisierenden gesellschaftlichen Macht sowie den Prozeß des Machtzerfalls, der in Anarchie mündet, um dann wiederum eine neue Ordnung zu begründen. Hier wird jedoch eine “dynamische Zirkularität“ angenommen, vergleichbar der “Zeithelix“ (siehe dazu: Cramer 1993).
Man mag einwenden, daß das Rechtssystem bei den Bereichen nicht gesondert beachtet wird. Für unsere Fragestellung nach der Ko-Evolution von Staat und Gesellschaft scheint uns das Rechtssystem in den Bereichen „herrschendes politisches Handlungsmuster“ und „administratives Handlungsmuster“ ausreichend vertreten zu sein. Die Gesetzgebung wird maßgeblich durch diese beiden Bereiche bestimmt. Andere Bereiche könnten weitere interessante Aufschlüsse für unsere Fragestellung liefern. Wir denken hierbei z.B. an die Kultur und den Sport.
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Böhret, C., Konzendorf, G. (1997). Forschungsleitende Fragestellungen. In: Ko-Evolution von Gesellschaft und funktionalem Staat. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10491-9_1
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