Zusammenfassung
Ich habe im vorangegangenen Kapitel bereits auf die Probleme hingewiesen, die eine vorbehaltlose Orientierung am Diskurskonzept Foucaults für eine soziologisch orientierte Analyse diskursiver Auseinandersetzungen aufwirft. Eine Analyse diskursiver Auseinandersetzungen, die den Diskursbegriff als soziologisches Konzept verwenden will, muss die dort skizzierten Defizite der Diskursanalyse überwinden. Sie muss die sprachlichen Realisierungsformen und die soziale Dimension des Diskurses aufeinander beziehen und in ihrer Verschränkung rekonstruieren. Als Analyse der sprachlichen Realisierungsformen des Diskurses muss sie einzelne Diskursbeiträge in Beziehung zu verwandten, konkurrierenden und widerstreitenden Beiträgen setzen. Als Analyse der sozialen Dimension des Diskurses muss sie den linguistischen Überbau der Diskursanalyse mit einer Analyse sozialer oder politischer Prozesse verbinden. Ebenso muss eine Diskursanalyse, die den Wandel der politischen Kultur untersuchen will, die Frage beantworten, wie Diskurse intern strukturiert sind und wie sich der kulturelle Wandel, den Diskurse auf den Weg bringen, konkret vollzieht. Um in den nachfolgenden empirischen Analysen nicht pauschal von einem Wandel unserer politischen Kultur sprechen zu müssen, um die kollektive Reichweite diskursiver Auseinandersetzungen konkret angeben zu können und um die Rekonstruktion politischer Prozesse in die Diskursanalyse zu integrieren, möchte ich deshalb im folgenden zunächst einige Instrumente für eine diskursanalytische Untersuchung politischer Kultur entwickeln. Hierbei geht es mir vorrangig um das Verhältnis von Diskurs und politischem Handeln, um die Logik und die Träger diskursiver Wandlungsprozesse, um die Struktur diskursiver Ordnungen und um die sprachlichen Mittel, derer sich die politischen Akteure in ihrem Kampf um Legitimität bedienen. Diese Überlegungen bilden erste Bausteine auf dem Weg zu einem diskursanalytischen Modell politischer Kultur. Das Diskursmodell, das sich abzeichnet, wenn diese Bausteine zueinander in Beziehung gesetzt werden, ist eine mögliche Antwort auf die Frage: Wie können Diskursanalyse und Soziologie miteinander verbunden werden, ohne dass hierbei entweder die Soziologie oder die Diskursanalyse auf der Strecke bleiben?
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Schwab-Trapp, M. (2002). Instrumente der Diskursanalyse. In: Kriegsdiskurse. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10560-2_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-10560-2_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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