Globalisierung und Global Governance — Entwicklungstrends am Ende des 20. Jahrhunderts

Zusammenfassung

Theorien der Internationalen Beziehungen haben sich in der Vergangenheit vor allem mit zwischenstaatlichen Beziehungen beschäftigt: Fragen der internationalen Sicherheit, internationale Organisationen, multilaterale Vertragswerke und Hegemonietheorien standen im Zentrum der Beschäftigung mit „Foreign Affairs“. Diese Themen verlieren keineswegs an Bedeutung. Die Globalisierungsprozesse induzieren jedoch tiefgreifende Veränderungen der Architektur nationaler Gesellschaften und Ökonomien, ihrer Beziehungen untereinander sowie die Entstehung transnationaler, globaler, translokaler Strukturen und Akteurskonstellationen, die in Richtung der Herausbildung einer Weltwirtschaft und -gesellschaft tendieren. Diese Strukturen und Beziehungsmuster können mit den klassischen Konzepten internationaler Politik nicht hinreichend verstanden werden. „Foreign Affairs“ und Innenpolitik sind in vielen Fällen nicht mehr trennscharf auseinanderzuhalten. In dem folgenden Beitrag sollen zunächst Prozesse grenzüberschreitender und globaler Strukturbildung, die die Bedingungen für die politische Gestaltung von Gesellschaften tiefgreifend verändern, nachgezeichnet werden. Im Anschluß daran werden institutionelle Antworten auf die Herausforderungen der Globalisierung skizziert. Gegenstand des Diskurses über „Global Governance“ ist die Transformation der Politik unter den Bedingungen der Globalisierung sowie die Frage nach Spielräumen für die Steuerbarkeit und institutionelle Einbettung globaler Prozesse (Mürle 1998).