Die allgemeinbildenden Abend- und Schichtschulen für Berufstätige in der Sowjetunion

Zusammenfassung

Die zentrale Formel, in der die gesamte Kritik Chruschtschows an der sowjetischen Volksbildung zusammengefaßt ist und die das »Zurückbleiben des sowjetischen Bildungswesens hinter den Anforderungen des kommunistischen Aufbaus, seine Loslösung vom Leben, von der Produktion« anprangert, wurde auch zum Leitmotiv des Bildungsreformgesetzes von 1959, dem Gesetz »Über die Festigung der Verbindung der Schule mit dem Leben und über die weitere Entwicklung des Volksbildungssystems in der UdSSR« vom 24. 12. 1958. Darin wird als eines der wesentlichen Mittel zur Herstellung der nötigen Verbindung der Schule mit dem Leben, d. h. mit der Arbeit in der Produktion, bestimmt, daß die gesamte über die achtjährige unvollständige Mittelschule hinausführende Bildung und Ausbildung in Zukunft vorwiegend »ohne Unterbrechung der Arbeit in der Produktion« im Abend-, Schicht-, Saison- oder Fernunterricht bzw. im Abend- oder Fernstudium erworben werden soll, wozu die betreffenden Einrichtungen entsprechend auszugestalten sind. Damit soll die (vollständige) Mittelschul- und die Hochschulbildung weitgehend in eine Berufstätigen-Nebenbeschäftigung verwandelt werden, d. h. die Institutionen des »Zweiten Bildungswegs« werden zum »Ersten Bildungsweg« deklariert.

Auszugsweiser Abdruck aus den »Berliner Arbeitsblättern für die deutsche Volkshochschule«, Heft XXII, 1963, mit freundlicher Genehmigung des Carl Heymanns Verlages, Berlin.