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Die schizoide Position

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Frühe Formen des Erlebens
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Zusammenfassung

Seit der Veröffentlichung von Fairbairns (1940) Pionierwerk „Schizoide Faktoren der Persönlichkeit“ („Schizoid factors in the personality“) ist bereits mehr als ein halbes Jahrhundert vergangen. Gleichwohl glaube ich, daß das gegenwärtige Verständnis schizoider Phänomene hauptsächlich auf dieses klassische Werk und die drei kurz darauffolgend publizierten Arbeiten (1941, 1943, 1944) zurückgeführt werden kann. Die Entwicklungen im analytischen Denken der letzten zwanzig Jahre haben jedoch die Notwendigkeit gezeigt, unsere Konzeption der schizoiden Persönlichkeit aufs neue zu überprüfen. Die Ansicht Fairbairns und später Kleins (1946), daß die schizoide Organisation die primitivste menschliche psychische Organisation darstellt, ist heute nicht mehr aufrechtzuerhalten. Im vorliegenden Kapitel schlage ich vor, daß autistischberührende Phänomene als die tiefliegendste Schicht — oder die früheste Form — der schizoiden Persönlichkeitsorganisation angesehen werden können.

. . . oder Musik so tief empfunden Daß man sie gar nicht hört — sondern selbst Musik ist.1

T. S. Eliot, „The Dry Salvages“

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Referenzen

  1. Das Original lautet: . . . or music heard so deeply That it is not heard at all, but you are the music. (Anm. d. Ü.)

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  2. In diesem Kapitel verweist der Begriff schizoid auf einen allen Persönlichkeiten eigenen Aspekt, der rund um eine unbewußte defensive Bindung von Teilen des Selbst an innere Objekte organisiert ist. Wenn diese universelle Dimension der Persönlichkeit zu defensiven Zwecken hypertrophiert wird, bildet sie die Grundlage für eine Reihe von psychopathologischen Ausprägungen, einschließlich schizoider und narzißtischer Charakterstörungen. Die Schizophrenie steht insofern in einem deutlichen Gegensatz zur schizoiden Persönlichkeitsorganisation, als erstere eine Fragmentierung (Desorganisation) der Persönlichkeit darstellt, letztere dagegen eine Form psychischen Zusammenhalts, der auf stabilen (wenn auch oftmals starren) inneren Objektbeziehungen basiert.

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  3. Für Fairbairn (1944, 1946) ist die Stabilität der unbewußten Bindung an innere Objekte die Hauptquelle einer stabilen Persönlichkeitsorganisation des Individuums. Eine unbewußte Bindung an innere Objekte ist der „Leim“, der alle Persönlichkeitsorganisationen zusammenhält. Das schizoide Individuum verfügt über „zuviel Leim“, insofern als seine inneren Bindungen so intensiv sind, daß sie ein emotionales In-Beziehung-Treten mit äußeren Objekten fast völlig ausschließen. In extremen Fällen wird jedoch psychische Energie nicht nur von äußeren Objektbeziehungen, sondern auch von inneren Objektbeziehungen abgezogen. Das Ergebnis ist ein katastrophaler „Verlust des Ich“ (Fairbairn, 1941, S. 42), ja eine Zerstörung der schizoiden Ich-Struktur und der Anfang eines schizophrenen Zusammenbruchs.

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  4. Klein (1946, 1948, 1952b, 1955) versteht schizoide Angst als Ergebnis angeborener destruktiver Impulse (Derivate des Todestriebes), die Spaltung und phantasierte Projektion nach außen hin erfahren und dabei eine verfolgende Objektwelt schaffen. Exzessive Spaltung und Ausstoßung dieser Art stellen eine Gefahr für die Integrität des Ich dar und werden in Form von Furcht vor drohender Vernichtung erlebt. Wenn die Fragmentierung des Ich einen Punkt erreicht, an dem die paranoid-schizoide psychische Organisation zusammenbricht, kommt es zu einem schizophrenen Zusammenbruch.

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  5. Guntrip setzt das regredierte libidinöse Ich mit der Vorstellung eines Winnicottschen Wahren Selbst „das aufs Eis gelegt ist, bis ihm die zweite Chance einer Wiedergeburt winkt“ (Guntrip, 1961, S. 432) gleich. Ich glaube, daß dieser Aspekt von Guntrips versuchter Integration Fairbairnscher und Winnicottscher Theorie die am wenigsten zufriedenstellende Seite seiner Arbeit ist. Sie basiert auf einer Vermischung von Metapsychologien, die ernstliche theoretische Konfusion nach sich ziehen. Im Denken Fairbairns (1944) ist das libidinöse Ich ein abgespaltener Teil des desjenigen Ich, das von einer unbefriedigenden Beziehung mit quälenden Objekten in Anspruch genommen wird. Die Bindung zum Objekt ist ihrer Natur nach süchtigmachend und beeinträchtigt die Entwicklung des Vollzugs der Beziehung zu ganzen Objekten und zu einem echten Selbstgefühl. Daher ist Guntrips „Integration“ insofern nicht ganz frei von theoretischer Inkonsistenz, als danach das Wahre Selbst (der Kern eigener Individualität und des Gefühls der eigenen Tatsächlichkeit) seine Ursprünge im libidinösen Ich hat, einem Teil der Persönlichkeit, der in einer grundlegend pathologischen Form eine Bindung zu unerreichbaren inneren Objekten darstellt.

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© 1995 Springer-Verlag Wien

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Ogden, T.H. (1995). Die schizoide Position. In: Frühe Formen des Erlebens. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-3342-2_4

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  • Publisher Name: Springer, Vienna

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