Ueber die Wirksamkeit eines Total-Herzextraktes auf den Ablauf des Myokardinfarktes

Zusammenfassung

Wir beobachteten im Sophienspital in Wien unter der Leitung von Herrn Prim. Dr. P. Ceranke im vergangenen Jahre den klinischen Ablauf, besonders aber die Ekg.-Veränderungen des frischen Myokardinfarktes unter der Einwirkung des bekannten Totalherzextraktes Recosen. Unser Interesse für Recosen wurde durch zahlreiche pharmakologische und klinische Arbeiten geweckt (Blömer und Schimert¹, Lindner, Loudon und Werner aus aus der Schule Brücke², Ryser und Wilbrandt³, Kaindl⁸, Greif⁴, Stern⁵, Stern und Hukovič⁶, insbesondere Witzleb, Gollwitzer — Meier und Donat⁷ u. a.). Der pharmakologische Effekt von Recosen entspricht nicht einer Adenylsäurewirkung, sondern besteht darin, daß 1. die koronare Durchblutung erheblich gesteigert wird, und 2. eine Dämpfung des oxydativen Stoffwechsels im Herzen erfolgt. Die Wirkung am innervierten Herzen setzt nach den ersten Sekunden ein und verläuft in zwei Phasen, wobei die zweite Phase bis zu 30 Minuten anhält. Die Sauerstoffsättigung des Koronarvenenblutes steigt während dieser Mehrdurchblutung deutlich an und die-arterio-venöse Sauerstoffdifferenz sinkt. Nach Stern⁵ verschwindet im Tierversuch unter Recosen sogar ein zyanotisches Feld des Herzmuskels, das durch Unterbindung eines Kranzarterienastes entstanden war. Während in früheren Rerichten unter Recosen eine passagere Steigerung der Herzarbeit angegeben wurde, konnte klinisch eine positiv inotrope Wirkung nicht beobachtet werden. Auch Witzleb, Gollwitzer-Meier und Donat⁷ berichten, daß der Herzextrakt die mechanische Arbeit des Herzens nicht zu steigern vermag. Daher entschlossen wir uns, auch ganz frische Myokardinfarkte mit Recosen unter Anwendung besonderer Vorsicht zu behandeln.