Zusammenfassung
Keine Trieblehre kann an der Frage nach der Bedeutung von Lust und Unlust Vorbeigehen. Man kann ihre besondere Stelle innerhalb der Gefühle nicht verkennen. Wundt 1) und Lipps 2) ist ohne weiteres zuzugeben, daß eine Gefühlsmannigfaltigkeit bestehe, doch wird man sowohl die Spannungs- und Lösungsgefühle als auch die Gefühle der Beruhigung und Erregung nicht als gleichwertig ansehen dürfen den Gefühlen der Lust-Unlust-Reihe. Sie sind blässer und für die Person wesentlich unwichtiger. Gefühle folgen den Strebungen, sie zeigen sie an, sie sind Signale und nicht Motoren. Nietzsche sagt: „Die normale Unbefriedigung unserer Triebe, z. B. des Hungers, des Geschlechtstriebes, des Bewegungstriebes, enthält in sich noch nichts Herabstimmendes; sie wirkt vielmehr agazierend auf das Lebensgefühl, wie jeder Rhythmus von kleinen, schmerzhaften Reizen es stärkt, was auch die Pessimisten uns Vorreden mögen. Diese Unbefriedigung, statt das Leben zu verleiden, ist das große Stimulans des Lebens. Man könnte vielleicht die Lust überhaupt bezeichnen als einen Rhythmus kleiner Unlustreize“ (Aphorismus 697 in „Der Wille zur Macht“) und weiterhin (im Aphorismus 699): „Es gibt sogar Fälle, wo eine Art Lust bedingt ist durch eine gewisse rhythmische Abfolge kleiner Unlustreize: damit wird ein sehr schnelles Anwachsen des Machtgefühles, des Lustgefühles erreicht.
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Schilder, P. (1928). Lust, Unlust, Einverleibung und Ausstoßung. In: Gedanken zur Naturphilosophie. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-9848-3_27
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