Wirtschaftliche Erwägungen bei der Anlage von Kanälen

Zusammenfassung

Die Anlage neuer bzw. der Ausbau bestehender Kanäle kann aus dem Bedürfnis erwachsen, stetig steigenden Güterverkehr, unter Umständen im Verein mit der Eisenbahn, in ausreichender und billiger Weise zu bewältigen und durch mäßige Frachtkosten wettbewerbsfähig zu erhalten. Anderseits kann durch sie bestehender Verkehr neu belebt bzw. neuer Verkehr erweckt werden. Je nach Umfang und Bedeutung der Anlage wird dieser Verbehr sich auf Ortsbzw. Nahverkehr beschränken oder sich zum Durchgangsverkehr entwickeln. Entsprechend werden Schiffahrtsanlagen eine verschiedene Staats- und volkswirtschaftliche Bewertung erfahren müssen, und an ihre Wirtschaftlichkeit werden verschiedenartige Ansprüche zu stellen sein. Die Bewertung wird f inanz -wirtschaftlich in der Einnahme aus Abgaben oder in Einkünften anderer Art zu suchen sein. Es ist eine heiß umstrittene Frage, ob Schiffahrtsstraßen mit Abgaben zu belasten sind, oder ob sich nicht der Staat damit begnügen soll, durch seine Aufwendungen für die Wasserstraßen das Allgemeinwohl der betreffenden Landesteile und damit ihre Steuerkraft zu heben und seine Einnahmequellen auf diese Weise zu verstärken. In Frankreich, Belgien und Holland hat man sich diesen letzten Standpunkt angeeignet und mit geringen Ausnahmen die Schiffahrt auch auf den Kanälen frei von Abgaben gelassen. In Deutschland werden nicht nur auf den Kanälen Abgaben erhoben; es soll auch neuerdings die Schiffahrt zu den Kosten herangezogen werden, welche in ihrem Interesse für Verbesserungen an den schiffbaren Flüssen aufgewendet werden.