Elizabeth I. — das Fremdverständnis der regierenden Frau

Zusammenfassung

Elizabeth entwickelte aus Elementen des weiblichen Definitionsmusters und dem zeitgenössischen Herrschaftsideal das Bild eines weiblichen Souveräns, das in seinen einzelnen Zügen eine Reaktion auf ihre Situation als regierende Frau darstellte. Dieser Selbstinszenierung stehen zahllose Beschreibungen der Königin und Stellungnahmen zu ihrem politischen Verhalten gegenüber, aus denen sich ablesen läßt, wie die englischen Untertanen das Phänomen weiblicher Herrschaft sahen. In ihren Äußerungen artikulierte sich ebenfalls ein Bild des weiblichen Souveräns zusammen mit der Legitimierung seiner Autorität, den Vorstellungen von den idealen Qualitäten der regierenden Frau und dem Verhältnis zwischen ihrer persona publica und ihrer persona privata. Dieses Bild ist zum einen daraufhin zu untersuchen, ob und wie sich das Fremdverständnis der Königin vom männlichen Herrscherideal unterschied. Auf diese Weise kann geklärt werden, ob die Untertanen das Problembewußtsein gegenüber weiblicher Herrschaft, das sich in Elizabeths Reden zeigte, mit ihr teilten. Zum anderen muß analysiert werden, in welcher Beziehung das Fremdverständnis zu ihrer Selbstinszenierung stand und welchen Einfluß die von ihr selbst entworfenen Lösungsansätze auf die Sichtweise ihrer Untertanen hatten. Die Frage, ob es der Königin tatsächlich gelang, einen überzeugenden Prototyp der regierenden Frau zu entwickeln, entscheidet sich nicht zuletzt daran, inwieweit dessen Charakteristika von ihren Untertanen akzeptiert und übernommen wurden.