Zusammenfassung
Die mit dem “Friedensausbruch” nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaute Geschlechter-Ordnung der bürgerlichen Moderne war Zielscheibe von Analyse und Kritik der sich ab 1968 formierenden neuen Frauenbewegung. Der Wiederaufbau der bürgerlichen Geschlechter-Grenzen, die Frauen und Männer gegeneinander separieren und für die kapitalischtische Produktionsgesellschaft funktionalisieren, wollte in den 50er Jahren die Renaissance der Moderne garantieren. Doch dieses Versprechen hat nicht mehr lange gehalten.
Erst wenn die Frau einen Begriff ihrer selbst, damit aber auch einen Begriff der Gesellschaft erarbeitet hat, in der ihre Unmündigkeit unabänderlich (sic !) verankert ist, gibt eine Basis der Solidarisierung zwischen Mann und Frau, dann eine Monopolisierung der Selbstbestimmung durch einen der beiden Teile nicht mehr möglich ist. Erst eine solche Gegenposition gegen die herrschende Gesellschaft bietet auch eine Chance für beide, sich jenseits der bürgerlichen Geschlechtsrollen eine neue Selbstidentität bestimmen zu können. (Karin Schrader-Kleber 1968)
Dieser Text ist ein überarbeiteter Teil des im Herbst 1995 im Centaurus Verlag (Pfaffenweiler) in der Reihe Schnittpunkt Zivilisationsprozeß (Hg. Treusch-Dieter, Gerburg) erscheinenden Buches von Wolf Maria: “… quasi, irrsinnig.” Nachmoderne Geschlechter-Beziehung.
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Literatur
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Maria, W. (1995). Frauen sind anders. Geschlechter-Trennung als Raum eines endlosen Versprechens. In: Rationalität, Gefühl und Liebe im Geschlechterverhältnis. Soziologische Studien. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-452-0_6
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Publisher Name: Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim
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