Author meets critics: Michael Mann in der Diskussion über die „Geschichte der Macht“

Zusammenfassung

Michael Mann hat mit seinen historisch-soziologischen Studien zur Theorie und Geschichte von Machtbeziehungen einen Beitrag von theoretischer Kreativität wie historisch-empirischer Dichte vorgelegt, von dem vielfältige Anregungen für eine makrosoziologische Theorie des sozialen Wandels ausgehen. Die Diskussionsveranstaltung hatte zum Ziel, einerseits Michael Mann selbst Gelegenheit zur Erläuterung seines spezifischen Erklärungsansatzes zu geben andererseits verschiedene Probleme zu erörtern, die sich einem so weit gespannten Erkenntnisunternehmen stellen. Im Mittelpunkt der Diskussion mit Mann standen dabei die Themen des zweiten Bandes von „The Sources of Social Power: The Rise of Classes and Nation-States, 1760-1914“ (deutsche Übersetzung 1998), der die politischen, militärischen, ökonomischen und kulturellen Machtbeziehungen zwischen dem Beginn der Industrialisierung und dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges analysiert. Mann legt in seiner Untersuchung einen besonderen Schwerpunkt auf die Entstehung moderner Nationalstaaten, er hebt die Verknüpfung von Staat und Strukturen kapitalistischer Industrialisierung bzw. sozialer Klassenbildung hervor und er verweist insbesondere auf die Dimension internationaler politischer und ökonomischer Machtentfaltung im Modernisierungsprozeß. Dazu gehört die Betonung des militärischen Machtapparates als integralem Bestandteil moderner Staaten, ist es doch gerade Ziel des Autors, soziologische Erklärungen für die Eskalation zwischenstaatlicher Gewalt im 20. Jahrhundert zu liefern. Michael Manns Beitrag kann einerseits gewiß als eine Herausforderung modernisierungstheoretischer Ansätze in der Soziologie gelten, denn in seiner Untersuchung des Modernisierungsprozesses spielen Akteurskonstellationen, diskontinuierliche geschichtliche Entwicklungsverläufe, gesellschaftliche Machtkonflikte und internationale Strukturen eine entscheidende Rolle.