Tradition und Heilige Schrift am Anfang des dritten Jahrhunderts

Zusammenfassung

Die Zusammenstellung der zwei Hauptelemente in der Überschrift dieses Aufsatzes deutet eine der größten theologischen und kirchlichen Kontroversen des 16. Jahrhunderts an, die seitdem noch immer das Ihrige dazu beiträgt, die Scheidung der großen Konfessionen aufrecht zu erhalten, und deshalb das Thema mancher ökumenischen Zusammenkunft darstellt.¹ Die Kontroverse hat ihre schärfste Definition gefunden im Tridentiner Dekret, das als die zwei Quellen der Offenbarung und der Wahrheitserkenntnis die Hl. Schrift und die nichtgeschriebene Überlieferung definiert. Diese Koordination, die eine Gegenüberstellung oder wenigstens einen sachlichen Unterschied zwischen den beiden Prinzipien anzunehmen scheint, erregte von neuem die Opposition der Evangelischen, die aus allen Kräften und fast ohne irgendeinen Vorbehalt unter Verwerfung der Tradition fortfuhren, sich nur auf die Autorität der Hl. Schrift zu berufen.