Zusammenfassung
Johannes Daubert ist 1877 in Braunschweig geboren als Sohn eines Konservenfabrikanten; er starb im Dezember 1947 auf dem Freidlhof, einem Hopfengut in der Holledau nördlich von München, dessen Mitbesitzer er seit 1932 war. In der Tat war Daubert — mit einer wichtigen, hier nicht weiter zu verfolgenden Ausnahme1 — nur bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs als Philosoph aktiv. Nach dem Krieg, den er als freiwilliger Motorradfahrer mitmachte, wurde er Bauer; von 1919–1928 bewirtschaftete er zunächst Gut Kuchenried bei Maisach im Nordwesten von München. Seine philosophische Periode begann damit, daß er sich im WS 1896/97 als Student der Philosophie und neueren Sprachen erst in Göttingen, dann in Leipzig und ab WS 1898/99 in München immatrikulierte. Dort schloß er sich vor allem an den Philosophen, Psychologen und Ästhetiker Theodor Lipps an und nahm an den Arbeiten des „Psychologischen Vereins“ teil, in dem sich die Schüler von Lipps zusammengeschlossen hatten. Im Sommer 1899 übernahm er von Lipps „das Wirklichkeitsbewußtsein“ als Thema seiner Doktorarbeit. Mit dieser Arbeit, die er niemals fertigstellte, beschäftigte er sich bis 1908. Damals brach er sein Studium im Alter von 31 Jahren ohne jeden Abschluß ab und lebte bis Kriegsausbruch als wohlhabender Privatgelehrter in München.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Ernst von Aster, (1935, S. 85 ). Von Aster war ab 1900 Mitglied des Münchener “Psychologischen Vereins” und insofern Zeit-und Augenzeuge.
Zitate aus Dauberts unveröffentlichten Manuskripten werden im folgenden Text selber nachgewiesen durch Angabe ihrer offiziellen Signatur in der Bayerischen Staatsbibliothek München. Sämtliche (Neu-) Transkriptionen wurden von Karl Schuhmann aufgrund von Kopien der stenografischen Originale vorgenommen.
Bericht von Theodor Conrad, zitiert in Karl Schuhmann ( 1977, S. 72).
Dieser Vortrag ist (in italienischer Übersetzung) veröffentlicht bei Karl Schuhmann (2000).
Brief Wolf Dohrns an Aloys Fischer vom 14. Mai 1905 (Bayerische Staatsbibliothek München, Signatur Ana 345).
Vgl. dazu Karl Schuhmann ( 1973, S. 128–183).
Edmund Husserl, Briefwechsel. In Verbindung mit Elisabeth Schuhmann hrsg. von Karl Schuhmann, Dordrecht/Boston/London 1994, Bd. II: Die Münchener Phänomenologen,S. 79.
Die Hauptergebnisse dieser Daubertschen Arbeit finden sich dargestellt bei Karl Schuhmann und Barry Smith ( 1987, S. 353–384).
Logische Untersuchungen II, A 387; zitiert in A I 5/118r. Der Zweite Band der Logischen Untersuchungen wird im folgenden der Einfachheit halber als LU II abgekürzt und nach der Paginierung der Erstauflage (=A) von 1.901 zitiert.
Vgl. A I 5/97: Die Beziehung zum Akt “gibt dem Gegenstand nicht eine Merkmalsbestimmung, sondern eine modale Bestimmung. Es ist gewissermaßen eine Beleuchtung, welche sie in meiner gegenwärtigen Beziehung gewinnt.”
Dieser Einschub einer weiteren Aktgattung zwischen die objektivierenden und die nichtobjektivierenden Akte erlaubt es Daubert übrigens, mit Husserl daran festzuhalten, daß das Fragen, Befehlen usw. nicht direkter Ausdruck unserer Frage-und Befehlsakte Akten sind (LU II, A 691), ohne deswegen aber daraus folgern zu müssen, sie seien mithin auf objektivierende Akte gebaut. Damit setzt er den ersten Schritt in Richtung Sprechakttheorie. Vgl. Karl Schuhmann (1988, S. 140f.).
Im Rahmen seiner Revisionsvorschläge zu den Logischen Untersuchungen hat Daubert denn auch Notizen unter dem Titel “Zusammenfassung der Einwände gegen die Fassung des Aktes als Erlebnis” (A I 5/97) verfaßt.
Pfänder hatte diesen Terminus in seiner Logikvorlesung des WS 1905/06 eingeführt. Dauberts Begriff der Funktion ist also unabhängig von Carl Stumpf, Erscheinungen und psychische Funktionen, Berlin 1907.
Zum folgenden vgl. Karl Schuhmann und Barry Smith (1985).
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2003 Springer Science+Business Media Dordrecht
About this chapter
Cite this chapter
Schuhmann, K. (2003). Johannes Daubert und Die Logischen Untersuchungen . In: Husserl’s Logical Investigations Reconsidered. Contributions to Phenomenology, vol 48. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-017-0207-2_8
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-94-017-0207-2_8
Publisher Name: Springer, Dordrecht
Print ISBN: 978-90-481-6324-3
Online ISBN: 978-94-017-0207-2
eBook Packages: Springer Book Archive