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Zum Problem der Leiblichkeit in der Anthropologie von Marx

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Die Welt des Menschen — Die Welt der Philosophie

Part of the book series: Phaenomenologica ((PHAE,volume 72))

  • 56 Accesses

Zusammenfassung

Wir sind uns des Risikos bewußt, das wir auf uns nehmen müssen, wenn wir den Begriff der Leiblichkeit und ihrer Funktion in der Anthropologie von Marx näher zu bestimmen versuchen. Besonders groß ist das Risiko der Modernisierung, denn gerade der Begriff der menschlichen Leiblichkeit hat in den letzten Jahrzehnten starke Veränderungen erfahren. Schon durch die Art der Fragestellung geraten wir in die Gefahr, über den befragten Text hinauszugehen, da wir unsere Fragen aufgrund eines — im Vergleich zum Marxschen Text — reicheren Wissens formulieren, welches wir der Phänomenologie, Psychoanalyse und anderen Richtungen verdanken, die diese Probleme neu beleuchtet haben. Und die Sprache, in der wir fragen, ist nicht nur ein Instrument, sondern auch etwas fertig Vorliegendes, in das wir dann den gelesenen und interpretierten Text einbeziehen. Die Zeitdistanz vom Text bietet uns jedoch zugleich die Chance neuer Erkenntnisse, oft werden wir erst durch diesen Abstand einer bestimmten Problematik gewahr. Die Lektüre eines der Vergangenheit angehörigen Textes ist schließlich immer ein Zwiegespräch mit dem Text, das nicht in der Konfrontation der Antworten, sondern der Fragen seinen Stoff findet.

„Aber die Liebe nicht zum Feuerbachschen Menschen, nicht zum Moleschottschen Stoffwechsel, nicht zum Proletariat, sondern die Liebe zum Liebchen, und namentlich zu Dir, macht den Mann wieder zum Mann.“

(Karl Marx an Jenny Marx im Brief vom 21. 6. 1856)

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Literatur

  1. Philosophisch-ökonomische Manuskripte in: Marx-Engels-Studienausgabe, Bd. I, Frankfurt 1966, S. 70.

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  2. Das sinnlich, individuell, qualitativ differenzierte Konkrete ist nicht nur gegen die Hegelsche Abstraktheit gerichtet, sondern auch gegen die Einseitigkeiten der mechanistisch-quantitativen cartesianischen Physik. Zwischen den beiden Naturanschauungen, die die damalige Zeit bot — der romantischen und mechanistischen — sucht Marx einen Kompromiß bzw. eine Synthese (besonders deutlich geht das aus den „Manuskripten“ hervor, aber auch aus späteren Arbeiten). Für den „quantitativen” Charakter des Marxschen Naturalismus in den Arbeiten der hier uns interessierenden Zeit sind die bekannten Erörterungen über die Philosophie Bacons kennzeichnend: „Die Naturwissenschaft gilt ihm als die wahre Wissenschaft und die sinnliche Physik als der vornehmste Teil der Naturwissenschaft […] Nach seiner Lehre sind die Sinne untrüglich und die Quelle aller Kenntnisse. […] Unter den der Materie eingeborenen Eigenschaften ist die Bewegung die erste und vorzüglichste, nicht nur als mechanische und mathematische Bewegung, sondern mehr noch als Trieb, Lebensgeist, als Qual — um den Ausdruck Jakob Böhmes zu gebrauchen — der Materie. Die primitivsten Formen der letzteren sind lebendige, individualisierende, ihr inhärente, die spezifischen Unterschiede produzierende Wesenskräf te. […] Die Materie lacht im poetisch-sinnlichen Glanze den ganzen Menschen an“. Marx/Engels: Die heilige Familie,Berlin 1953, S. 257–258. Bemerkenswert ist es, daß Marx in diesen Erörterungen die Bedeutung der experimentellen Methode vor allem darin sieht, daß diese erlaube, die qualitativ-individuellen — und gerade in diesem Sinne — sinnlichen Charakteristika in den Griff zu bekommen. Die Berufung auf Böhme und dessen geistige Nähe zu Bacon stammt übrigens aus Feuerbachs „Geschichte der Philosophie” aus dem Jahre 1833. Diese Nebeneinanderstellung von Bacon und Böhme ist für die romantische Naturphilosophie überaus charakteristisch.

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  3. Die Form seiner Anschauung und Methode selbst — schrieb Feuerbach über Hegel — ist nur die exclusive Zeit, nicht zugleich auch der tolerante Raum; sein System weiß nur von Subordination und Sukzession, nichts von Koordination und Koexistenz.“ L. Feuerbach, Zur Kritik der Hegelschen Philosophie,Berlin 2955, S. 22.

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  4. Marx/Engels: Kleine ökonomische Schriften,Berlin 1955, S. 138–139.

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  5. Hierauf hat L. Althusser in seinem Buch Pour Marx,Paris 1966, hingewiesen (S. 234). Übrigens ist unserer Meinung nach Althussers Verfahren, das Werk des jungen Marx in die beiden Begriffe Empirie und Essenz einzuzwängen und auf Grund dessen das Schaffen von Marx in einzelne Etappen zu unterteilen, nicht haltbar.

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  6. A. Schmidt zeigt in seiner Analyse des Begriffs der „Natur“ bei Marx interessante Verbindungen zwischen dem Moleschottschen vulgären Materialismus, dem Feuerbachschen Naturalismus und gewissen Gedanken Schellings in seiner „Naturphilosophie” auf. In der „Physiologie des Stoffwechsels“ hält Moleschott die physiologischen Veränderungen der Materie für ein eigenartiges Wunder, für ein Geheimnis, das von dem Schöpfertum der Natur zeuge. Feuerbach sah die Philosophie Moleschotts als eine Erfüllung seiner eigenen Voraussagungen in seinen philosophischen Manifesten der vierziger Jahre an. Der Begriff Stoffwechsel, den Marx seit Ende der fünfziger Jahre verwendet und der im „Kapital” zur Bestimmung der Relation Mensch/Natur dient, scheint der Moleschotts zu sein. Man könnte leicht zeigen, daß der Inhalt dieses szientistischen Terminus mit der Problematik der „Humanisierung der Natur“ in den Manuskripten korrespondiert. Vgl. A. Schmidt: Der Begriff der Natur in der Lehre von Marx,Frankfurt 1962, S. 63 ff.

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  7. Diese innere Bewegung, diese Wechselbeziehung zwischen Fragen und Antworten tritt u.a. deutlich zutage, wenn man die „Manuskripte“ mit den Aufzeichnungen von Marx zu der französischen Übersetzung der „Elemente der Politökonomie” von James Mills vergleicht, die Marx etwa in gleicher Zeit machte, in der er an den „Manuskripten“ arbeitete. (Vgl. MEGA, Bd. 3).

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Baczko, B. (1976). Zum Problem der Leiblichkeit in der Anthropologie von Marx. In: Biemel, W. (eds) Die Welt des Menschen — Die Welt der Philosophie. Phaenomenologica, vol 72. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-017-4926-8_13

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