Zusammenfassung
Seit dem Moment seines Erscheinens in der Welt wächst der Mensch in die ihn umgebende Natur hinein und zugleich wächst er in die ihn umgebende menschliche Gesellschaft. Ähnlich wie er zu einem Teilchen der Natur wird, so dass sein Leben, wie die Biologie sagt, auf dem Stoffwechsel beruht, so wird er auch zu einem Teilchen der Gesellschaft, welche eine Organisation des Austauches von Gütern und Diensten ist, weil er eben in einer solchen Organisation als Produzent und als Konsument auftritt. Als gebendes und empfangendes Element der Gemeinschaft befindet sich der Mensch jederzeit in irgendeinem Kreise der Beziehungen zwischen den Menschen und er hat da Rechte und Pflichten, Aufgaben und Kämpfe, er übt Macht aus und er gehorcht, er nimmt eine Stellung ein und er wetteifert. Er muss seine Rolle zu seiner eigenen und zur Zufriedenheit anderer Menschen, mit welchen er irgendwie verbunden ist, spielen, um sein Leben günstig zu führen. Doch genügt das nicht, denn die Gesellschaft ist keine aus Rädern bestehende Maschine. Der Mensch kann zum Wohlergehen nicht nur in seinem Kreise streben, sondern er kann über diesen hinaus sich erheben und in den höheren, weiteren Kreis der Hierarchie hineingreifen, in welcher jeder niedere Kreis einem höheren organisationsmässig untergeordnet ist. Für jede gesellschaftliche Stellung, ja für jede Lebenslage gibt es Gesetze, Vorschriften, Berechtigungen, Verpflichtungen, Sittennormen u.s.w., welche immer allgemeine schematische Gebote und Verbote enthalten. Doch enthalten sie keineswegs das, was dem Menschen allein seine Initiative, sein Unternehmungsgeist, sein eigener individueller Wille diktiert, der ihm Ziele steckt und Mittel dazu wählt, um jedweden gegebenen Rahmen mit realem Inhalt auszufüllen. Am Willen liegt es, dass der Mensch sich den Weg seines persönlichen Lebens bahnt und dass er Karriere machen kann.
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Myslicki, I. (1962). Spinoza und das Ideal des Menschen. In: Hessing, S. (eds) Spinoza. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-017-6639-5_14
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